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Riesenzellarteriitis aus rheumatologisch-/neurologischer Sicht - mit PD Dr. Philipp Sewerin * Rheumatologie/Neurologie


Episode 92


Ein interdisziplinärer Blick auf die Riesenzellarteriitis und die Polymyalgia rheumatica als Großgefäßvaskulitis

Willkommen zum Klinisch Relevant Podcast zum Thema Riesenzellarteriitis (ehemals: Arteriitis temporalis) mit Dr. Philipp Severin.

Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die nicht so leicht zu diagnostizieren ist und sich an der Schnittstelle zwischen der Rheumatologie und Neurologie befindet. Wir möchten euch vermitteln, welche Symptome euch hellhörig werden lassen sollten, woran ihr labordiagnostisch denken müsst und welche bildgebenden Verfahren aktuell am sensitivsten sind. Weiterhin wird es natürlich um die neuen therapeutischen Möglichkeiten und mögliche Fallstricke bei der Therapie mit Glucocorticoiden gehen.

Viel Spaß!

Welche Symptome haben die Patienten?

Riesenzellarteriitis:

  • Kopfschmerzen
  • Claudicatio masticatoria (Schmerzen beim Kauen)
  • Amaurosis fugax
  • Visusstörungen

Symptome im Grenzbereich zur Polymyalgia rheumatica (PMR)

  • Proximal betonte Schmerzen der oberen Extremität • Insbesondere im Schultergürtel und Oberarm • Beckengürtel und Oberschenkel
  • Einschränkungen im Alltag werden häufig beschrieben. Beispielsweise beim Entnehmen von Gegenständen aus Regalen.

Labor:

  • BSG erhöht (Sturzsenkung)
  • CRP erhöht
  • Procalcitonin niedrig oder im Normbereich

Pathophysiologie – Sind die proximalen Extremitätenschmerzen auf eine Entzündung der proximalen Arterien zurückzuführen? Welche neuen Erkenntnisse gibt es?

  • Isolierte Arteriitis temporalis vergleichsweise selten
  • Bei der Anwendung sensitiver Bildgebungsverfahren sind bei fast allen Patienten weitere Manifestationen feststellbar
  • Häufig sind die proximale Aorta oder auch die Aorta abdominalis bzw. die Iliakalgefäße betroffen.
  • Entzündungen können weiterhin von der A. subclavia bis in die A. axillaris reichen
  • Vereinzelt wurde auch von Entzündungen in der A. brachialis berichtet.
  • Carotiden sind häufig betroffen
  • Proximale Myalgien sind nicht nur auf die Arteriitiden zurückzuführen
  • Typisch sind bei der PMR Bursitiden (insbesondere im Schultergürtel)
  • Die Bursitis wurde als Kriterium für die Diagnose aufgenommen
  • Insgesamt scheint das Immunsystem in seiner Aktivität hochreguliert zu sein, sodass es zu einer Betroffenheit der Arterien oder des Bewegungsapparates kommt. Eine Proliferation der Synovia, wie sie bei der Rheumatoiden Arthitis (RA) oder Psoriasisarthitis vorkommt, liegt allerdings nicht vor.
  • Bei der late onset RA liegt als Symptom ebenfalls eine Polymyalgie vor

Diagnostik

  • Riesenzellarteriitis ist im Wesentlichen eine Ausschlussdiagnose
  • Es müssen andere Ursachen wie z.B. eine infektiöse Genese ausgeschlossen werden
  • Ursprünglich wurde die Arteriitis temporalis mit einer Biopsie gesichert. Aktuell wird diese allerdings kaum noch durchgeführt. • Die Biopsie ist häufig nicht zeitnah und schnell durchzuführen • Muss beidseits durchgeführt werden (min. 1 cm lang). Die Patienten haben dadurch einen relevanten Defekt an den Arterien. • Die Biopsie ist schwierig zu befunden. Das Ergebnis der Befundung hängt somit in uneindeutigen Fällen sehr stark vom Pathologen ab. • Weiterhin ist die bildgebende Technik immer besser geworden und ist leichter bzw. schneller durchzuführen.
  • Die Diagnostik soll die Einleitung der Therapie nicht verzögern! Dies gilt insbesondere bei Patienten mit ophthalmologischen Symptomen!
  • Arterien, die mit dem Ultraschall untersucht werden: • A. temporalis • A. carotis interna/externa • A. subclavia • A. axillaris • A. brachialis (proximal) • Aorta abdominalis • Inguinalgefäße
  • Typische sonographische Befunde: • Halozeichen: Echoarme, konzentrische Wandverdicku


    Published on 5 years ago






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