LSVT : Logopädie für Parkinson-Patienten - mit Petra Hamacher * Neurologie/Logopädie
Episode 83
Spezifisches Sprach- und Sprechtraining zur Verbesserung von Stimmvolumen und Stimmmodulation beim primären Parkinson-Syndrom
Lee Silverman Voice Treatment (LSVT) : logopädische Therapie von Parkinson-Patienten
Parkinson Patienten leiden im Verlauf ihrer Erkrankung an einer Reihe von logopädischen Auffälligkeiten bzw. Einschränkungen, die möglichst frühzeitig therapiert werden sollten. Wir sprechen daher heute in unserem Klinisch Relevant Podcast mit Petra Hamacher über die Herkunft, den Aufbau und den Nutzen der logopädischen LSVT-Behandlung für Parkinson-Patienten.
Welche logopädischen Auffälligkeiten sind bei Parkinson-Patienten festzustellen?
- Eingeschränkte Kommunikationsfähigkeiten
- Dysphagie
- Verwaschenes Sprechen
- Leiseres Sprechen
- Monotoneres Sprechen
- Deutlich langsameres oder schnelleres Sprechen
Besonders die jüngeren Patienten merken früh den Beginn der Einschränkungen, noch bevor ihr Umfeld diese akustisch wahrnehmen kann. Das Sprechen wird für die Patienten zunehmend ein Kraftakt. Daraus resultiert häufig eine abnehmende Teilhabe an sozialen Interaktionen, welche die Patienten zusätzlich belasten könnten (z.B. größere Gruppentreffen, bei denen es mal lauter zugeht).
**Woher kommt die LSVT-Therapie? Wofür steht das Akronym?
**
- USA
- Benannt nach Lee Silverman. Die Patientin wies eine sehr verwaschene Sprache auf und wurde 1987 mit der, dann nach ihr benannten, Therapie behandelt.
- Seit 2007 wird die LSVT-Therapie in Workshops in Deutschland gelehrt
- Die LSVT-Behandlung kann nachweislich den Progress der Sprachsymptomatik bei Patienten mit hoher Compliance verlangsamen bzw. stoppen.
Wie ist die LSVT-Therapie aufgebaut?
- Seit 2013 computerbasiert
- Vorher wurde mit einem Schallpegelmesser und einer Stoppuhr gearbeitet
- Die Therapie setzt sich aus 16 Einheiten zusammen. Vier Wochen an vier Tagen der Woche für jeweils 60 Minuten.
- Kontrolluntersuchungen: Nach 1 Monat + nach 6 Monaten
- Die Therapie ist nach dem 2. Kontrolltermin beendet
- Für den Therapieerfolg ist es essentiell, dass die Behandlung in diesen vier Wochen wie beschrieben erfolgt.
- Die LSVT-Therapie kann prinzipiell in der Praxis wiederholt werden. Allerdings ist für den Therapieerfolg ein eigenverantwortlicher Umgang mit der Technik durch die Patienten notwendig.
- Die Patienten müssen mehrere Übungen bei jeder Sitzung wiederholen
- 1. Übung: Initial müssen die Patienten 15x, so laut und so lange wie möglich, den Buchstaben „A“ produzieren. Das Programm nimmt dabei Einfluss auf die Atmung, Mimik, Artikulation und Lautstärke des Patienten. Der Bildschirm zeigt gleichzeitig den Erfolg des Patienten an und motiviert sie zusätzlich.
- 2. Übung: Bei der 2. Grundübung müssen die Patienten 15 x einen hohen Ton erzeugen. Dabei wird der Ton in der Mitte angestimmt und dann erhöht.
- 3. Übung: Der Ton wird 15x von der Mitte aus nach unten produziert.
- Diese drei Übungen bereiten den Patienten zu Beginn häufig die größten Schwierigkeiten, da viele bereits eine sehr monotone Sprache haben.
- 4. Übung: Im Anschluss werden mit dem Patienten zehn Phrasen überlegt, die sie im Alltag häufig nutzen (z.B. „Wo sind meine Autoschlüssel?“). Jede Phrase wird 5x wiederholt. Dies hat den Zweck, dass sich das Ohr, der Körper und der Kehlkopf an eine gewisse Lautstärke gewöhnt. Diese Übungen sollen zu Hause wiederholt werden.
- 5. Übung: Es wird zehn Minuten gelesen. Die Leseübungen werden mit der Zeit zunehmend komplexer. Thematisch sind die Texte sehr vielseitig und abwechslungsreich gestaltet.
- 6. Übung: Dem Patienten werden Fragen zu den gelesenen Inhalten gestellt, damit der Patient lernt, spontan in der geübten Lautstärke zu antworten.
Published on 5 years, 1 month ago