Episode 671
Von der Raute zu den Aliens
Sternengeschichten Folge 671: Trojaner und UFOs im Sternbild Netz
Das Sternbild mit der eher unspektakulären Bezeichnung "Netz" ist auch tatsächlich auf den ersten Blick eher unspektakulär. Man kann es am Himmel der Südhalbkugel der Erde beobachten, ein Stück südlich des Sternbilds Pendeluhr und nördlich der kleinen Wasserschlange. Aber man muss schon genau hinsehen; das Netz ist ein kleines Sternbild und die Sterne dort leuchten nur mittelmäßig hell. Wir werden uns diese Sterne gleich genauer ansehen, aber wir schauen zuerst noch auf die Geschichte des Sternbilds, denn die ist auch ziemlich interessant. Und wenn ich jetzt "Geschichte" sage, dann meine ich erstmal nur das, was die westliche Astronomie und die diversen Entdecker in der frühen Neuzeit getan haben, als die ersten Sternkarten des südlichen Himmels entstanden sind und nicht das, was sich die Menschen über den Himmel erzählt haben, die sowieso immer schon auf der Südhalbkugel der Erde gelebt haben. Diese Geschichten sind natürlich genau so interessant, aber wir bleiben heute bei den Geschichten, an deren Ende das moderne Sternbild des Netz steht. Und diese Geschichte beginnt mit dem deutschen Astronom Jacob Bartsch, der außerdem auch noch der Schwiegersohn von Johannes Kepler war. Bartsch hat im Jahr 1624 eine Sternenkarte mit dem Titel "Astronomischer Gebrauch der Sternen-Planisphäre" veröffentlicht und darin einen Schwung neuer Sternbilder eingezeichnet, die der niederländische Astronom und Kartofgraf Petrus Plancius ein paar Jahre zuvor als erster definiert hat. Und zwar die Sternbilder Biene, Giraffe, Hahn, Einhorn, Jordan und Tigris. Und bevor sich jemand wundert: Nicht alle dieser Bilder haben die Jahrhunderte überlebt; in der modernen Klassifikation des Himmels tauchen nur noch die Giraffe und das Einhorn auf; die restlichen Sternbilder sind irgendwann außer Gebrauch geraten.
Das Netz fehlt bei dieser Aufzählung, aber keine Sorge, dazu kommen wir jetzt. Denn die Sache mit den Erfindern der Sternbilder ist ein wenig knifflig. Ursprünglich sind die Sternbilder vor allem auf Himmelsgloben eingezeichnet worden, aber diese Dinger waren aufwendig in der Herstellung und teuer. Es gab nicht viele davon und deswegen haben auch nur wenig Menschen über die ganzen neuen Sternbilder Bescheid gewusst, die die diversen Leute für den Südhimmel erfunden haben. Einer der ersten, der die Bilder von Plancius auf einem Himmelsglobus eingezeichnet hat, war der Astronom und Mathematiker Isaac Habrecht II aus Straßburg. Das war im Jahr 1621 und auf diesem Globus hat Habrecht auch noch selbst ein paar Sterne zu einem neuen Sternbild angeordnet und es "Rhombus" genannt, also Raute, was kein sonderlich kreativer Name für die vier Sterne war, die tatsächlich eine Rautenform gebildet haben.
Dann kam Jacob Bartsch mit seiner Sternenkarte aus dem Jahr 1924. Er hat dafür die Bilder von Habrechts Globus verwendet, aber nicht gewusst, dass der sie von Plancius übernommen hat. Also ging er davon aus, dass die ganzen neuen Sternbilder von Habrecht selbst erfunden wurden, was aber nur auf den Rhombus zutrifft. So oder so: Sternenkarten lassen sich leichter anfertigen und verbreiten und durch die Karte von Bartsch sind diese neuen Bilder einere größeren Öffentlichkeit bekannt geworden. Über ein Jahrhundert später hat dann der französische Astronom Nicolas-Louis de Lacaille jede Menge Sterne des Südhimmels beobachten, kartografiert, seine eigenen Sternkarten erstellt und dabei auch einen ganzen Schwung neuer Sternbilder definiert. Er hat sich dabei von den vielen technischen Erfindungen der Neuzeit inspirieren lassen, wie ich ja schon ausführlich in den Folgen 505 und 199 über die Sternbilder Elektrisiermaschine und Mikroskop erzählt habe. Mit einem Rhombus hat Lacaille jedenfalls nichts anfangen können, also hat er dieses Sternbild einfach als "Netz" uminterpretiert. Damit hat er allerdings kein Fischernetz oder etwas in der Art gemeint, sonde
Published on 1 week ago
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