80 Prozent der Deutschen kritisieren Israels Vorgehen in Gaza, fast zwei Drittel sagen, Deutschland solle mehr Druck auf Israel ausüben. Wenn jedoch Demonstrationen gegen den Völkermord in Gaza und die deutsche Unterstützung Israels geplant sind, ist das für die Medien kein großes Thema. Am kommenden Samstag wird in Berlin eine Großdemo stattfinden, auf der Sahra Wagenknecht, Dieter Hallervorden, der Rapper Massiv und andere sprechen werden, doch in den Medien herrscht weitgehend Schweigen. Von Jens Berger.
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Wie anders haben die Medien doch im Vorfeld der Proteste „gegen rechts“ berichtet. Offenbar sind Demonstrationen gegen die Opposition im Verständnis der Hauptstadtjournalisten besser als Demonstrationen gegen die Regierung. Das kennt man sonst nur aus Autokratien.
Wir wissen es ja – es gibt gute Demos und böse Demos. Gute Demos sind zum Beispiel „gegen rechts“, da berichten dann nahezu alle Medien bereits im Vorfeld und liefern als Service auch gleich Anfahrtsskizzen und interaktive Karten mit den Veranstaltungsorten. Und wenn dann demonstriert wird, gibt es einen Live-Ticker, für den man dutzende Mitarbeiter berichten lässt. Ja, wenn der SPIEGEL über Demos „gegen rechts“ berichtet, dürfte das Budget für einen einzigen Bericht ungefähr so hoch wie das Jahresbudget der NachDenkSeiten sein. Aber dafür lohnt es sich ja auch. Wenn die Regierung aufruft, gegen die Opposition zu demonstrieren, sollte man nicht auf jeden Euro achten. Klotzen statt Kleckern.
Und dann gibt es böse Demos. Böse Demos sind Demos, die sich gegen die Regierung und den medialen Mainstream stellen; vor allem dann, wenn sie für Frieden sind. Sowas ist spätestens seit der Zeitenwende verpönt. Wer für einen Frieden in der Ukraine ist, ist ein Putin-Versteher oder gar -Verharmloser. Wer für einen Frieden oder zumindest ein Ende des Völkermords in Gaza ist, ist sogar ein Antisemit. Ok, so direkt schreibt man es meist nicht, aber was sonst soll mit Formulierungen wie „bedient sich antisemitischer Klischees und Motive“, wie sie die Berliner Zeitung verwendet, sonst gemeint sein? Nun könnte man sagen: Immerhin berichtet die Berliner Zeitung. Tagesschau, Heute und Co. schweigen lieber komplett. Das stimmt. Aber wenn es, wie im konkreten Fall, nur darum geht, seine publizistische Sorge über „antisemitische Auswüchse“ und „Gefahren für das Zusammenleben der Menschen in Berlin“ kundzutun, hat so ein Artikel schlichtweg sein Thema verfehlt. Nicht der Völkermord in Gaza, sondern der Protest gegen ihn ist das Problem? Meint die Berliner Zeitung das wirklich ernst? Offenbar schon. Traurig.
Da stellt sich die Frage, was man als Veranstalter einer Friedensdemo überhaupt tun kann, um Menschen auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen. Sahra Wagenknecht, Dieter Hallervorden und der Rapper Massiv hatten gestern die versammelten Medien zu einem Termin in die Bundespressekonferenz eingeladen. Die Agentur AFP hat davon sogar Published on 1 day, 10 hours ago
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