Nicht Wende, sondern Kehrtwende
Episode 14
50 Jahre nach den Grenzen des Wachstums legt der Club of Rome wieder eine dringliche Warnung vor. In fünf Lebensbereichen gehe es jetzt nicht mehr um eine bloße Wende unseres Wirtschaftens und Lebens, jetzt sei die Kehrtwende in vielen Bereichen notwendig, um ein erträgliches Leben für alle Menschen dieses Planeten sicherzustellen. Studentinnen und Studenten der Leuphana Universität (Lüneburg) haben zusammen mit ihren Professor(inn)en den „Survivalguide für unseren Planeten“ analysiert und sind zu dem Schluss gekommen: In dem Buch werden zwar die Ziele dargestellt, also was geschehen müsste, aber nicht das Wie. Deshalb tauge „Earth for All“ „nur bedingt als tatsächliche Überlebensanleitung“, sei zu vage und unkonkret.
Die jungen Leute belassen es aber nicht bei der Kritik, sondern sie legen ein eigenes Buch vor mit dem Titel „Wie genau die Welt retten?“ In etlichen Beiträgen zu bestimmten Handlungsfeldern setzen sie sich darin mit dieser Frage auseinander. Neben den klassischen Feldern wie Energie, Ernährung oder Armutsbekämpfung geht es auch um übergreifende Themen wie die Frage, wieviel Ungleichheit mit Nachhaltigkeit vereinbar ist, oder welche Bevölkerungsgruppen mit mehr Macht ausgestattet werden müssten.
Beginnen wir mit der Energiefrage, die ja auch im derzeit laufenden Wahlkampf in Deutschland eine große Rolle spielt. Bei uns ist Mareike Andert, die einen Bachelor in Politikwissenschaft und Rhetorik hat und jetzt Ihren Master in Nachhaltigkeitswissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg macht. Ihre fachliche Herkunft macht bereits klar, dass es ihr wohl weniger um die technische Seite des Energieproblems geht. Mareike stellt vielmehr der herrschenden Technik- und Effizienzlogik das Konzept der Suffizienz gegenüber. Also nicht mehr Wachstum mit weniger Energieeinsatz, sondern mehr Glück und Zufriedenheit mit weniger Ressourcenverbrauch überhaupt. Wie müssen wir uns das konkret vorstellen?
Luise Land ist Kommunikationswissenschaftlerin und sie blickt auf das Thema nachhaltige Transformation vor allem unter sozialen Gesichtspunkten. In dem Buch „Wie genau die Welt retten?“ knüpft sie an die Überlegung des Club of Rome an, der feststellt, dass patriarchale gesellschaftliche Strukturen die notwendige Transformation unserer Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen, ökologisch beständigen Lebensweise letztlich nicht verhindern können, auch wenn sie diese Entwicklung doch erschweren und verlangsamen. In ihrem Essay bohrt Luise Land zusammen mit ihrer Ko-Autorin an dieser Stelle etwas tiefer und stellt die Frage, wer die notwendige Machtumverteilung gegen die Interessen des Patriarchats denn vorantreiben könnte: die Akteure mit oder die ohne Macht? Zu welchem Schluss gelangt Luise Land?
Published on 2 months, 1 week ago