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Häufige Kopfschmerzsyndrome – mit Dr Markus Sofianos * Neurologie

Häufige Kopfschmerzsyndrome – mit Dr Markus Sofianos * Neurologie


Episode 7


Migräne, Spannungskopfschmerzen und Cluster-Kopfschmerzen: klinische Präsentation und Therapie

Kopfschmerzen- Interview mit Dr. Markus Sofianos

Hier findest Du eine Zusammenfassung der wichtigsten Details aus dem Interview mit Markus Sofianos, Facharzt für Neurologie aus Osnabrück.

1. Migräne:

typische Symptomatik: Kopfschmerzsyndrom, meist einseitig, seltener holocephal mit hoher Intensität, pulsierend/pochende Qualität. Begleitsymptomatik: Übelkeit, Appetitlosigkeit (beides am häufigsten auftretend), Erbrechen, Photo- und Phonophobie, Geruchsempfindlichkeit, 4-72 Stunden Dauer. Prodromalphase: 1-2 Tage vor dem eigentlichen Kopfschmerz: Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Nackensteifigkeit, wiederkehrendes Gähnen. Postdromalphase.

Aura: Fokal-neurologische Defizite, die den eigentlichen Kopfschmerzen vorangehen, oder diese begleiten: am häufigsten "visuelle Aura" mit Fortifikationen (zackige, blitzartige optische Phänomene im Außenbereich des Gesichtsfeldes) und Skotomen (Gesichtsfelddefekte) und Parästhesien, 15-60 Minuten andauernd.

Attackentherapie:

  1. leichte bis mittelschwere Attacken: NSAR (ASS, Ibuprofen, Paracetamol, Novaminsulfon) in Kombination mit Antiemetikum wie Metoclopramid und Domperidon, möglichst rasche Einnahme bei Beginn der Symptomatik
  2. Schwere Attacken: Triptane, erst nach Ende der Aura mit Beginn der Kopfschmerzen einnehmen, Sumatriptan 6mg s.c. soll nach Studienlage standardmäßig gut wirksam sein, für jeden Patienten muss aber das am besten wirksame Triptan herausgefunden werden. Nicht-medikamentöse Behandlungsstrategien: Ausdauersport, Erlernen von Entspannungsverfahren, ggf. psychotherapeutische Begleittherapie. Möglichst miteinander kombinieren!

Medikamentöse Prophylaxe:

Ab 3 Migräne-Attacken pro Monat, die "die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen", bzw. Gefahr eines Medikamentenübergebrauchs (Einnahme von Schmerzmedis an 15 oder mehr Tagen pro Monat) zu erwägen. ß-Blocker: Metoprolol, Propranolol, Calcium-Antagonisten: Flunarizin, Topiramat (25mg 1-2x täglich Startdosis), Valproat. Nicht selten unerwünschte Nebenwirkungen... Chronische Migräne: Botox-Behandlung: Wirksamkeit belegt. Neu: monoklonale CGRP-Antikörper: 4 Prophylaktika plus Botox müssen vorher vergeblich versucht worden sein, mindestens 4 Migräne-Tage pro Monat, Applikation s.c. 1x/ Monat: deutlich höhere Adhärenz bei kaum auftretenden Nebenwirkungen (vereinzelt Schmerzen im Bereich der Einstichstelle).

2. Spannungskopfschmerzen

episodische und chronische Formen, leichte bis mittelschwere Intensität, eher holocephal, keine oder kaum vegetative Begleitsymptomatik, körperliche Betätigung führt zu keiner Schmerzverstärkung. Dauer Stunden bis Tage. Dumpf-drückender Schmerzcharakter. Komorbiditäten häufig: Depressionen, Schlafstörungen, Restless-Legs-Syndrom.

Medikamentöse Therapie: NSAR

Medikamentöse Prophylaxe: Bei Chronischer Form: an mehr als 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten:

  1. Wahl: Amitritylin (10-150 mg, langsam aufdosieren, abendliche Gabe bevorzugen. Alternativen: Doxepin, SSRI, Mirtazapin, Venlafaxin, Topiramat. (50-150mg) Nicht-medikamentös: Stress-bewältigungsverfahren, Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Meditation, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson), Ausdauersport.

3. Cluster-Kopfschmerz:

Stärkste einseitige Kopfschmerzen orbital, supraorbital oder temporal, von autonomen, parasympathischen Symptomen im Gesichtsbereich auf der Seite der Kopfschmerzen begleitet (konjunktivale Injektion, Lakrimation, nasale Kongestion, Miosis, Ptosis, Lidödem Schweißsekretion im Bereich der Stirn), starke psychomotorische Unruhe, 15-180 Minuten Attackendauer. Vor allem Männer im Alter von 20-40 Jahren.


Published on 6 years, 6 months ago






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