bdel-Hakim Ourghi, deutsch-algerischer Islamwissenschaftler, Philosoph und Religionspädagoge, seit 2011 Leiter des Fachbereichs Islamische Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, im Gespräch mit der Journalistin Maya Zehden. Das Schweigen von Imamen und muslimischen Verantwortungsträgern zum Massaker an Israelis am 7. Oktober sei für ihn äußerst schmerzhaft, so Prof. Ourghi. Er wundere sich darüber, dass in pro-palästinensischen Demonstrationen junge Menschen hasserfüllte Parolen gegen Juden und Israel brüllten, obwohl sie hier in Deutschland aufgewachsen sind. Ourghi kritisiert sowohl die muslimischen Dachverbände für ihre rückwärtsgewandte Haltung als auch die deutsche Politik, die den Dialog mit ihnen wählt, obwohl sie nur 15% der Muslime in Deutschland vertreten. Hier müsse ein Umdenken stattfinden, um die Entwicklung in eine friedlichere Richtung zu lenken. Seine Bücher ‚Die Juden im Koran – Eine historische Tragödie mit fatalen Folgen‘, ‚Reform des Islam - 40 Thesen‘ und ‚Ihr müsst kein Kopftuch tragen!‘ sind Appelle für einen liberalen Islam und dafür, sich mit den friedlichen Stellen des Korans auseinanderzusetzen, aber auch mit den Stellen, an denen Mohammed kritisiert wird. Er sei ein Mensch mit Fehlern gewesen. Wichtig sei, mit tradierten Vorurteilen von Muslimen wie dem, an allem seien die Juden schuld und Muslime seien ihre Opfer, zu brechen. Dieses Vorurteil dient nur der Ablenkung von selbst verschuldeten Problemen. Aus solchen Vorurteilen ist der weltweit verbreitete muslimische Antisemitismus entstanden, der heute mehr denn je den Hass auf Juden und Israel befördert. All das erschwert die Akzeptanz von westlichen Werten und die Integration von Muslimen in die westliche Welt.
Published on 1 year, 11 months ago
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